Das jüdische Museum in Rendsburg

Im Rahmen unserer Ausflüge „Blick über den Tellerrand“ sind wir mit Spannung und großer Erwartung nach Rendsburg ins jüdische Museum gefahren.

Mit Spannung wegen der unkalkulierbaren Verkehrsbehinderungen durch die Rader Hochbrücke, mit großer Erwartung wegen des Interesses am jüdischen Leben früher und heute.
Die Hin- und Rückfahrt verlief dank einiger Umwege ziemlich reibungslos und ohne im Stau stecken zu bleiben.

Im jüdischen Museum wurden wir nicht von einem Juden begleitet, sondern von einem evangelischen Christen – der bei seinen Erläuterungen gelegentlich ins Private abschweifte …
Vor etwa 300 Jahren gab es unter dem Einfluss der dänischen Herrschaft in Schleswig-Holstein mehrere „Toleranzstädte“ wie Altona, Glückstadt, Friedrichstadt und die Garnisons- und Festungsstadt Rendsburg, in denen Juden willkommen waren und mehr Rechte hatten als im übrigen Land. Sie konnten Land erwerben, Häuser bauen, sie erhielten eine begrenzte Handelsfreiheit und kamen zu einem gewissen Wohlstand. Politischen Rechte besaßen sie nicht.
Bildung, Kultur und Tradition war den Juden immer wichtig, und lange bevor es in Deutschland eine Schulpflicht gab, wurden ihre Kinder in Synagogen und privaten Schulen gut ausgebildet, so dass sie auch wissenschaftliche Berufe ergreifen konnten: Ärzte, Apotheker, Juristen, Physiker usw. Von Berufen im Handwerk, in der Landwirtschaft und in der Seefahrt blieben Juden ausgeschlossen durch Berufsverbote, die aus dem Mittelalter stammten.
Dies besserte sich erst um 1850, also in der Zeit der Befreiungskämpfe, mit dem „Emanzipations-gesetz“, das den Juden die Freizügigkeit erlaubte; die junge Generation wanderte nun in die größeren Städte. So ging die Zahl der Juden in Rendsburg von ehemals ca. 300 auf noch 60 im Jahr 1900 und auf 30 im Jahr 1933 zurück. Der letzte Gemeindevorsteher und seine Frau nahmen sich 1942 das Leben, weil sie deportiert werden sollten.
Durch die Nationalsozialisten wurde seit November 1938 jüdisches Eigentum zerstört oder enteignet. Da die Synagoge in Rendsburg in einem eng bebauten Gebiet lag, sahen die Nazis von einem Brandanschlag ab, um benachbarte Gebäude nicht zu gefährden. Statt dessen „arisierten“ sie den ganzen Komplex, der dann 40 Jahre lang als Fischräucherei genutzt wurde.

Seit 1980 steht die Synagoge unter Denkmalschutz und beherbergt mehrere Sammlungen und wechselnde Ausstellungen jüdischer Künstler, die von den Nationalsozialisten verfolgt worden sind. Da es heute in Rendsburg keine jüdische Gemeinde mehr gibt, werden die Räumlichkeiten nicht zur Religionsausübung genutzt. Sie sollen vielmehr als Museum an die Zeit der Juden in Rendsburg erinnern.
Auch nach diesem Ausflug bleiben viele Fragen zum jüdischen Leben, über die die Mitreisenden gern noch einmal eingehender sprechen möchten.

Nach dem Besuch des Museums fuhren wir wie immer zum Kaffeetrinken, dieses Mal ging es zum ConventGarten am Kanalufer. Eigentlich wollten wir zu Kaffee und Kuchen auch viele Schiffe vorbeifahren sehen. Aber auf Grund des geplanten Streiks des Schleusenpersonals in Brunsbüttel kamen leider nur ein riesiges Containerschiff und noch ein kleines Schiff vorbei.

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