Seid barmherzig

„Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist.“ (Lukas 6,36)

Als ich die Jahreslosung für das Jahr 2021 las, musste ich unweigerlich an das Gleichnis des barmherzigen Samariters denken. (Lukas 10,25-37) In diesem Gleichnis sieht ein Samariter die Not eines Fremden Mannes, der nicht einmal zu seinen Glaubensgeschwistern gehörte, und tut alles, was ihm möglich ist, um dessen Not zu lindern. Barmherzigkeit sieht die Not meines Mitmenschen und lässt mich entsprechend handeln. Barmherzigkeit verbindet Herz und Verstand, rationales Helfen und emotionale Zuwendung. Auch, wenn dabei vielleicht manchmal mit Regeln und Konventionen gebrochen werden muss.

Barmherzigkeit ist aber auch eine selbstlose, respekt- und liebevolle Begegnung auf Augenhöhe und rechnet nicht mit Dank, Anerkennung oder einer Gegenleistung. Die Menschen, denen sie zuteilwird, werden nicht zu Objekten der Zuwendung degradiert, und diejenigen, die sie üben, macht sie nicht zu besseren Menschen. Barmherzigkeit vergibt und verzeiht, sie respektiert und akzeptiert das „Anders-Sein“, das „Anders-Denken“.

Mit der Barmherzigkeit ist es ähnlich wie mit der Liebe. Nur diejenigen, die selbst Barmherzigkeit erfahren, können auch ebenso handeln. Und weil Gott uns mit liebenden Augen ansieht, uns mit Barmherzigkeit begegnet, können auch wir barmherzig sein. Und vielleicht haben wir gerade in diesen unruhigen und Angst machenden Zeiten etwas Barmherzigkeit nötig. Darum: „Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist.“

Ihr und euer Pastor
Sven Rehbein

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