
Kennen Sie oder kennt ihr das auch? Wir sprechen alle dieselbe Sprache. Wir reden miteinander, manchmal gefühlt stundenlang. Aber trotzdem kommt nicht an, was gesagt oder in Chats geschrieben wird. Wir verstehen einander nicht. Manchmal, weil da eine Sprachbarriere ist. Oder wir reden aneinander vorbei, hören einander gar nicht wirklich zu – oder wollen gar nicht wirklich verstehen, weil unsere Ansichten so weit auseinander liegen. Und manchmal gibt es vielleicht auch einfach nicht die richtigen Worten – oder wir finden sie nicht –, um so zu reden, dass wir verstanden werden und verstehen. Babylonische Sprachverwirrung.
Gegen all dieses Kuddelmuddel möchte ich eine ganz andere Erfahrung setzen. Eine Erfahrung davon, dass Verstehen nicht immer von den richtigen Worten abhängt: Im vergangenen Jahr habe ich „Salut Salon“ in der Messehalle gehört. Vier Frauen am Piano, Cello, Violinen. „Träume“ hieß das Programm. Musik von Klassik bis Jazz, auch Eigenkompositionen. Gepaart mit Gesang, ein bisschen Magie, einer Prise Komik. Und dann kam der „Traum ohne Worte“: Die „Band-Leaderin“ erzählte, sie habe geträumt. Und sie hätte im Traum gesprochen. Aber das seien keine Worte gewesen. Sondern (sie machte es vor): Klick- und Schnalzlaute, Töne, Silben. Und dann begann sie einen solchen klickend-schnalzenden Dialog mit der zweiten Violinistin. Mal lockend, mal sanft, mal laut und aggressiv, dann wieder zart und schmeichelnd. Schließlich kamen noch die Instrumente dazu.
Was da zu hören und zu sehen war, war tatsächlich einen Dialog. Ein Dialog, ein Traum ohne Worte. Ohne Worte, über die es einen Konsens gegeben hätte, was sie denn bedeuten. Und trotzdem war Verstehen da. Verstehen durch Klang, Ausdruck, Mimik, Gestik. Ich bekomme immer noch Gänsehaut, wenn ich daran denke. Denn so, dachte ich mir, genauso muss es an Pfingsten gewesen sein. Ein alles übergreifendes großes Verstehen, das weit über richtig gewählte Worte oder Wortneuschöpfungen hinausging.
Und ist es nicht gerade das, was wir heute immer mehr brauchen? So ein Verstehen? Auch ohne Worte, über alle Worte hinaus? Weil es manchmal vielleicht gerade die viel zu viel geredeten Worte sind, die Verstehen verhindern? Was für ein Traum. Ohne Worte!
Gott gebe dazu seinen Geist – nicht nur zu Pfingsten!
Eure und Ihre
Pastorin Silke Raap