Pfingsten – Gott an unserer Seite

Pfingsten ist der Geburtstag der Kirche, das Fest des Heiligen Geistes. Und genau das macht es so schwierig zu verstehen, was Pfingsten eigentlich bedeutet. Pfingsten ist nicht so anschaulich wie Weihnachten mit der Geburt des Gottessohnes oder Ostern mit seiner Auferstehung am dritten Tag nach seiner Kreuzigung.

Der Heilige Geist ist nur schwer zu fassen. Er liegt nicht wie Handtücher im Schrank, die wir nur herausholen müssen, wenn wir ein neues benötigen. Der Heilige Geist gehört Gott und wartet darauf, dass wir ihn suchen und erbitten. Niemandes eigener Geist ist stark genug für die Welt und das Leben. Wir brauchen den Heiligen Geist, den Geist der Liebe und der Fürsorge füreinander.

Der Kirchenvater Augustinus (354–430 n. Chr.) hat einmal davon geschrieben, was genau der Heilige Geist sein könnte im Leben eines Christen und einer Christin. Von ihm stammt ein kleiner Text, in dem er wunderschön darlegt, was Gaben des Heiligen Geistes sein können. Er schreibt:

Unruhestifter zurechtweisen / Kleinmütige trösten / sich der Schwachen annehmen / Gegner widerlegen / sich vor Nachstellern hüten / Ungebildete lehren / Träge wachrütteln / Händelsucher zurückhalten / Eingebildeten den rechten Platz anweisen / Streitende besänftigen / Armen helfen / Unterdrückte befreien / Gute ermutigen / Böse ertragen / und – ach: alle lieben.

Zwei wichtige Dinge lerne ich aus diesem Text des Augustin. Das eine: Wir sollen unseren Glauben nicht verstecken. Es ist ein Glaube, der sich in der Gemeinschaft ereignet – ein Geist, der wirklich unter uns wirken will, uns trösten, ermutigen und auch verändern will. Niemals müssen wir bleiben, wer wir sind. Immer gibt es Gelegenheit, anders und besser zu werden im Geist Gottes. Der Heilige Geist ist ein großes Füreinander. Wir geben einander nicht auf; wir achten aufeinander; wir versuchen, einander zu helfen, zu mahnen und zu stärken. „Wir“ sind hier wirklich „wir“ – in unserer Gemeinde, in dem Ort, in dem wir wohnen als Nachbarn und Bekannte. Der Heilige Geist ist ein großes Füreinander.

Und das Zweite ist der Seufzer am Schluss. Das viele Aufzählen von kleinen und guten Werken hat nur einen tiefen Sinn: Ich soll mich bemühen zu lieben. So klingt der Seufzer: Ach, was soll’s, einfach alle lieben!

Ich weiß: Das ist schwierig – und gelingt bei weitem nicht immer. Auch mir nicht. Aber ein bisschen mehr achtsam sein könnten wir manchmal schon, oder? Und wir sind ja nicht allein mit unserem Bemühen. Gottes Geist lässt die nie allein, die um ihn bitten. Er festigt die Menschen, die sich um Liebe bemühen, gibt ihnen Halt. Wer den Heiligen Geist des Füreinander sucht, wirklich sucht, wird ihn auch finden. Wer liebt, weiß Gott an seiner Seite.

Ich wünsche Ihnen allen ein beGeist-ertes Pfingstfest.

Ihr und euer
Ralf Pehmöller

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