Rechnen Sie eigentlich mit dem Kommen Gottes?

Liebe Gemeinde,
mal Hand aufs Herz: Rechnen Sie eigentlich mit dem Kommen Gottes? Ganz konkret? Am Heiligen Abend? Haben Sie das bei aller Festvorbereitung eingeplant, dass ER kommt? Haben Sie einen Teller mit aufgedeckt für ihn, einen Platz unter dem Baum reserviert?


Gott sei Dank – er soll klein sein, in eine Krippe passen und in Windeln.
Da nimmt er dann nicht übermäßig viel Platz weg. Bleibt vielleicht noch irgendwie handhabbar…

Denn es ist wohl kaum etwas schwerer sich vorzustellen für uns, als dass Gott in diese Welt kommt. Als König, als Herrscher, als Friedefürst – im großen Aufzug. Gewaltig und mächtig.
Wo doch Macht und Ohnmacht seit Jahrtausend verteilt sind.
Wo doch überall einige Wenige viel und Viele nur wenig haben – und wo es irgendwie dennoch immer weiter geht… Nicht gut, aber eben weiter…
„Es ändert sich ja sowieso nichts.“ denken viele. Und fühlen sich klein und ratlos.
Da soll Gott nun kommen?
Wir teilen die Skepsis und eine gewisse Hoffnungslosigkeit mit Menschen, die vor 2500 Jahren in der Gefangenschaft in Babylonien saßen.
Das Volk Israel war deportiert worden. Schon vor über fünfzig Jahren. Die Jungen wussten gar nicht mehr, worum es ging, wenn die Alten von Heimat sprachen.
Politisch bewegte sich dann aber was – der Perserkönig Kyros errang mehrere Siege über die babylonischen Machthaber – sollte dem deportierten Volk bald die Rückkehr in die Heimat erlaubt werden?
Bei Jesaja heißt es:

Wie lieblich sind auf den Bergen die Füße der Freudenboten, die da Frieden verkündigen, Gutes predigen, Heil verkündigen, die da sagen zu Zion: Dein Gott ist König!

Liebe Gemeinde, wer mag sich dem entziehen? Da wird einem ja gleich ganz doppelt adventlich ums Herz, wenn man diese Worte hört:

Wie lieblich sind auf den Bergen die Füße der Freudenboten, die da Frieden verkündigen, Gutes predigen, Heil verkündigen, die da sagen zu Zion: Dein Gott ist König!

Wo so gejubelt wird, da steht offenbar etwas ganz Großes bevor!
Offenbar ist von Gott her doch noch alles zu erwarten.

Da wo, alles sonst kurz und klein getrampelt wird, da kommen sie auf sanften Sohlen über die Berge, diese Freudenboten.
Offenbar muss es nicht immer so dürftig bleiben, wie es sich gelegentlich anfühlt.
Damals. Und heute auch.
Gott selbst wird für den Frieden seines Volkes sorgen.

Liebe Gemeinde, natürlich rechnen wir als Christen mit dem Kommen Gottes. Natürlich wissen wir etwas von SEINER Gegenwart in dieser Welt – weil wir ihm in Jesus Christus längst begegnet sind. Weil er sich finden lässt in unseren geringsten Schwestern und Brüdern, weil er gesagt hat: „Siehe, ich bin bei euch alle Tage.“
Advent – und der vierte Advent zumal – erinnert uns daran, dass es Gott selbst ist, auf den wir warten.
Das bedeutet aber, dass da doch noch mehr kommt, als so ein kleines handhabbares Kind, das nicht viel Platz weg nimmt.

Denn auch das ist Advent: sich von der eigenen Hoffnungslosigkeit abwenden, hin zu dem, der da kommt. Sich eingestehen, dass uns Hoffnungslosigkeit nicht zusteht, weil wir ja ihn selbst erwarten.
In unserem kleinen Leben und in unserer großen Welt.
In unseren Familien am Heiligen Abend. An unserem Tisch und unter dem Baum.

Es grüßt Sie herzlich und wünscht Ihnen ein frohes Weihnachtsfest
Ihre Pastorin
Annkatrin Kolbe

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