29 Jahre ist es jetzt her, dass ich einen vergleichbaren Artikel geschrieben habe, im Frühjahr 1993, als mich der damalige Kirchenvorstand hier in der Kirchengemeinde Ostenfeld auf meine erste Pfarrstelle gewählt hatte. 27 Jahre war ich damals alt. Damit ich nicht für den „Zivi“ gehalten wurde, habe ich meine Kontaktlinsen gegen eine Brille getauscht. Das sollte mich ein wenig älter aussehen lassen – mit dem Ergebnis, dass mich einige, an deren Tür ich klingelte, für einen Vertreter hielten. Naja, es kann eben nicht alles klappen.
Fast 10 Jahre durfte ich damals Pastor dieser Kirchengemeinde sein. Als meine Frau Wiebke, unsere Kinder Rouven und Rahel und ich im Oktober 2002 aus dem Pastorat an der Hauptstraße auszogen, war das für alle ein schwerer Abschied. Wir waren ja nicht gegangen, weil wir uns im Kirchspiel nicht wohl fühlten – ganz im Gegenteil! –, sondern weil ich als immer noch relativ junger Pastor noch einmal etwas anderes ausprobieren und erleben wollte.
Beruflich war das dann auch so. In den vergangenen fast 20 Jahren habe ich auf mehreren übergemeindlichen Pfarrstellen gearbeitet: Ich war Geschäftsführer der Diakonie in Barmstedt und des Kirchengemeindeverbandes in Elmshorn, habe das Kindertagesstättenwerk im Kirchenkreis Dithmarschen aufgebaut und in den vergangenen sechs Jahren als Referent der Pröpste hier im Kirchenkreis Nordfriesland gearbeitet, in den vergangenen drei Jahren in Kombination mit einer halben Pastorenstelle in der Kirchengemeinde Olderup.
Und nun? Alles wieder auf Anfang? Sozusagen Pastor 2.0? Ja und nein! – Zunächst JA. Tatsächlich bin ich nun als Gemeindepastor wieder da. Als die Pfarrstelle im Herbst letzten Jahres ausgeschrieben war, war für mich relativ schnell klar, dass ich mich dieses Mal bewerben musste. Wie die meisten von Ihnen und euch wissen, sind meine Familie und ich immer mit dem Kirchspiel verbunden geblieben. Bereits im August 2005 haben wir unser Haus in Ostenfeld bezogen, unsere Kinder sind hier in den Kindergarten und in die Schule gegangen, meine Frau und ich engagieren uns an vielen Stellen im Ort ehrenamtlich. Viele enge Freundschaften sind gewachsen. Für meine Frau und mich war schon lange klar: Hier in Ostenfeld wollen wir leben. Umso dankbarer bin ich natürlich, dass mich der Kirchengemeinderat am Ende des Bewerbungsverfahrens zum neuen Pastor gewählt hat und ich bereits am 1. März meinen Dienst hier antreten durfte. Nach rund 20 Jahren darf ich nun wieder dort arbeiten, wo ich auch wohne!
Dann aber auch NEIN: kein Pastor 2.0. In meinem Bewerbungsschreiben habe ich geschrieben: „Ich bin mir sicher, dass ich jetzt anders Pastor sein werde als vor 20 Jahren.“ Das hat natürlich einen Grund: Ich bin älter geworden, immerhin schon 56 Jahre, auch schon stolzer Opa, zu dem mich meine älteste Tochter Rebecca gemacht hat. Ich habe mit fast 30 Jahren Berufserfahrung vieles erlebt und erfahren, was mich geprägt und auch ein Stück verändert hat. Ich hoffe, dass ich ruhiger geworden bin, auch geduldiger (meistens jedenfalls ;-)), und dass ich andere Schwerpunkte setze als noch vor 30 Jahren. Dennoch glaube ich, dass ich nicht weniger engagiert Pastor sein werde als damals.
Auf allen Stationen meines Lebens, insbesondere auch meines beruflichen Werdegangs, hat mich immer ein Vers aus dem 40. Kapitel des alttestamentlichen Buches des Propheten Jesaja begleitet, den mir ein pensionierter Gemeindepastor vor fast 40 Jahren in mein erstes griechisches Neues Testament geschrieben hat. Es heißt dort:
„Die auf den HERRN harren, kriegen neue Kraft, dass sie auffahren mit Flügeln wie Adler, dass sie laufen und nicht matt werden, dass sie wandeln und nicht müde werden.“
Mit diesem Zuspruch Gottes freue ich mich auf meine neue „alte“ Aufgabe als Gemeindepastor hier in Ostenfeld, Winnert und Wittbek. Ich freue mich auf viele Begegnungen und Gespräche, auf Besuche zu Geburtstagen oder Ehejubiläen und vieles mehr. Ich freue mich auf Sie und auf euch alle.
Herzliche Grüße
Ihr und euer Ralf Pehmöller