„Siehe, ich bin bei euch alle Tage, bis an der Welt Ende!“ (Mt 28,20). Mit diesem finalen Satz aus dem Matthäusevangelium verabschiedet Jesus sich von seinen Jüngern. Und es scheint auf den ersten Blick paradox, schließlich geht Jesus doch. Er wird wieder in den Himmel aufgehoben, von wo er gekommen war. Dennoch erneuert er ein Versprechen, das Gott bereits Mose aus dem brennenden Dornenbusch heraus gab. Gott stellt sich Mose dort mit seinem Namen vor. JHWH. Namen sind in der Bibel alles andere als Schall und Rauch, sie waren Programm. Abraham heißt zum Beispiel „Vater der Vielen“ oder Jakob bedeutet „Von Gott gegeben“ JHWH heißt übersetzt: „Ich bin da“ oder „Ich werde sein, der ich sein werde“.
In unseren Ohren heute mag sich das wie ein Rätselspruch anhören. Das liegt daran, dass wir unter „Sein“ etwas Absolutes verstehen. Gerne philosophieren wir über das „Sein“ an sich. Doch in der Bibel hat es eine viel aktuellere Bedeutung: „Sein“ heißt „da sein“, „zugegen sein“. Gott sagt zu Mose: „Ich bin mit dir, ich bin für dich da!“
Dieses Versprechen galt Mose und dem Volk Israel und es gilt uns heute. Auch, wenn wir uns manchmal gottverlassen und allein fühlen, sagt Gott: „Ich bin JHWH! Ich bin für dich da!“ Gott ist auch in den Tiefpunkten unseres Lebens zu finden. Gott möchte in und durch uns wirken, quasi in uns brennen. Wir müssen nur aufmerksam für ihn sein und ihn wirken lassen.
Dieses Versprechen erneuert Jesus beim Abschied von seinen Jüngern, der ja im Grunde gar kein Abschied ist. Die Qualität seiner Anwesenheit verändert sich. Aber noch immer, eigentlich jetzt erst recht gilt in einem tieferen und umfassendem Sinn: „Siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende!“
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen und euch eine besinnliche Passionszeit und ein gesegnetes Osterfest.
Ihr und euer
Pastor Sven Rehbein