Waldkinder auf der Suche nach Schätzen

Was tut mir gut? Was mache ich gern? Was kann ich gut? Was kann mir helfen, wenn ich traurig bin? Wem kann ich helfen? Mit diesen Fragen beschäftigen sich die Waldkinder in spielerischer Form seit Januar.

„Salutogenetisch orientiert“ – so heißt die Beschäftigung mit den eigenen Ressourcen in der Fachsprache – meint eine „an Gesundheit ausgerichtete“ Form der Förderung. Insbesondere die ersten sechs Lebensjahre haben nämlich großen Einfluss auf unsere Persönlichkeitsbildung und den späteren Umgang mit dem Leben.
Kann man Gesundheit lernen? Laut Brodtmann (1997) fühlt sich ein Mensch umso gesünder, „je besser es ihm gelingt, die ständig (…) auf ihn einwirkenden „Stressoren“ auszubalancieren“. Dieses „Ausbalancieren“ können wir nicht früh genug üben. Es gelingt uns umso besser, je besser wir uns selbst kennen, wissen was uns gut tut und uns außerdem in der Lage fühlen, uns sinnvoll in einen sozialen Zusammenhang einzubringen.

Laut R. Zimmer (2011a) sind es vor allem Körper- und Bewegungserfahrungen, die hierzu einen wesentlichen Beitrag liefern können. In diesem Sinne befinden sich die Kinder der Waldgruppe Ostenfeld derzeit auf einer „Schatzsuche“: Die Stofftiere Pauline und Emil haben zum Einstieg einen Karton mitgebracht. Für diese beiden enthält die Kiste alle Schätze dieser Welt. Was mag das wohl sein? Nachdem die Kinder die Schätze ertasten durften, lieferte ein Lied („Paula“ von Unmada, M. Kindel) endlich Antworten: „(…) Nur ‘ne olle Entenfeder und ein Stückchen grünes Moos, zwei zerbrochene Feuersteine und ein Stöckchen, gar nicht groß (…)“ … Das sollten Schätze sein? Kein Gold, kein Geld, keine Süßigkeiten? „(…) Doch die Schätze sind verborgen – mit ein bisschen Phantasie können wir sie leicht entdecken (…)“

Beim Ausprobieren der Gegen-stände klappte das auch: Mit der Feder kann man andere kitzeln und zum Lachen bringen! Das Moos ist ganz weich, damit kann man kuscheln und auch andere streicheln. Das hilft, wenn man traurig ist! Mit den Steinen kann man Feuer machen und man kann mit ihnen im Sand malen. Und der Stock? Damit kann man trommeln und andere zum Musizieren und Tanzen einladen! Das weiß doch jedes Kind …

Auf die Frage, wie die Kinder nun selbst herausfinden könnten, was ihre eigenen Schätze sind, waren sie sich schnell einig: „Ganz viel ausprobieren – und sich das merken, was besonderen Spaß macht, was man gut kann, oder was einen fröhlich macht!“ Über psychomotorisch orientierte Angebote mit Waldmaterialien (z.B. Geschicklichkeitsparcours, verschiedene Kletterseilkonstruktionen oder phantasievoll von den Kindern mitgestaltete Balancier-Gelegenheiten) lernen die Kinder, sich selbst, ihre Fähigkeiten und ihre Grenzen noch besser kennen. Durch gemeinsam bewältigte Aufgaben wird der soziale Zusammenhalt gestärkt. Zugleich schärfen sie ihre Aufmerksamkeit für den Wald als Erlebnis- und Erholungsraum – mit all seinen Schätzen und Möglichkeiten.
Symbolisch wird dies auch an der eigenen Schatzkiste deutlich: Die Kinder haben die Möglichkeit, einen Pappkarton zu gestalten, um diesen sowohl mit realen Waldschätzen als auch mit Bildern ihrer Erfolgserlebnisse zu bestücken. Außerdem hatten die Waldkinder die Idee, ein Gruppenlied zu erarbeiten, in dem alle Kinder mit ihren Fähigkeiten benannt werden.

Natürlich besteht auch der Wunsch nach einer traditionellen Schatzsuche mit Hilfe einer Karte. Diese wird den krönenden Abschluss unseres Projektes bilden. Was die Kinder dann wohl finden werden?

Liebe Grüße aus der Waldgruppe!
Susanne Hansen und Maiken Stick

Literatur
Brodtmann, D. (1997), Kinder-Bewegung-Gesundheit. In: Zimmer, R. (2012), Handbuch Psychomotorik (1. Neuauflage, 13. Gesamtauflage), Freiburg: Herder
Zimmer, R. (2011a), Handbuch der Bewegungserziehung (11. Neuauflage, 22. Gesamtauflage), Freiburg: Herder

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